Mein Japan-Tagebuch und andere Fehler

Gestern bin ich endlich in Osaka angekommen. Auf dem langen Weg vom Flughafen des Kansai International Airport bis zum Minōcampus der Osaka-Universität dachte ich mir “Das ganze wird zu einem Ritt auf dem Regenbogen.” weil ich mit meinem viert Semester Japanisch besser durchgekommen bin als ich gedacht hatte. Das man auf Regenbögen aber nicht reiten kann wurde mir klar, als ich nach über zweieinhalb Stunden endlich am Dormitory auf dem Campus am Rand der Stadt angekommen war...

Einiges passiert und dann eigentlich auch nicht viel. Natürlich fällt mir immer dann ein, dass ich schreiben will, wenn ich keine Zeit habe. War jetzt in Kyoto auf eigene Faust. Immer noch die schönste Stadt Japans, mit großem Abstand zu Tokyo und Osaka. Am Kamogawa Fluss habe ich mich kurz niedergelassen und den lieblichen Klang Irischer Volksmusik vernommen. Eine Gruppe von jungen Japanern spielte nicht weit von mir entfernt auf Gitarre, Geige, Flöte und sogar eine irische Bouzouki war dabei. Zurück in Deutschland hatte ich oft romantische Tagträu...

Heute hat es mich ziemlich erwischt. Lange nicht mehr so geweint. Na ja, stimmt eigentlich nicht. Zuletzt hatte ich vor vier Tagen ordentlich Pippi in den Augen. Nina und ich hatten ein sehr intensives Video-Gespräch. Da sind ganz schön die Tränen geflossen. Generell, ich bin ziemlich am Ende. Zum Aufmuntern sage ich mir gerne, dass die Zeit hier die anstrengendste und schönste meines Lebens wird. Manchmal glaube ich jedoch, es wird nur die anstrengendste...

Mit mir ist irgendetwas verdammt nochmal überhaupt nicht in Ordnung. Ich habe circa eine Liter Kaffee getrunken und einen doppelten Grünen Tee und bin immer noch müde. Ich habe um die acht Stunden geschlafen, aber irgendwie ist heute „[…] der Wurm drin […]“ wie Joshua, mein lieber Zimmernachbar, schon gesagt hat, als ich ihn zufällig im Konbini um die Ecke getroffen habe...

Zuerst stirbt Tina viel zu früh, die liebe Mutter von Dennis, einem meiner engsten Freunde. Es war furchtbar, Dennis, seinen Bruder und seinen Vater auf der Beerdigung so sehr im seelischen Schmerz zu sehen. Unvorstellbar, wie es für sie gewesen sein muss und immer noch ist. Ich habe reichlich Tränen vergossen und zum ersten Mal ist mir klar geworden, wozu der „Leichenschmaus“ da ist (ein grässliches Wort). So eine Beerdigung ist kräfteraubend, ohne Ende. Danach muss man essen, um zu Kräften zu kommen...

Es sind nun einige Wochen vergangen, seitdem ich das letzte Mal hier reingeschrieben habe. Um alles niederzuschreiben was passiert ist, müsste ich wohl einen ganzen Tag lang am PC sitzenbleiben. Das erlaubt mir mein Gemüt aber nicht....

Es sind nun einige Wochen vergangen, seitdem ich das letzte Mal hier reingeschrieben habe. Um alles niederzuschreiben was passiert ist, müsste ich wohl einen ganzen Tag lang am PC sitzenbleiben. Das erlaubt mir mein Gemüt aber nicht....

Ich möchte mich öfters hinsetzen und schreiben. Ich schulde es dem Leben – im Guten, wie im Schlechten, denn von beidem erhalte ich derzeit reichlich. Ich bin die Nacht von Freitag auf Samstag in Kōbe gewesen. Ich habe jedoch nicht in einem Hotel übernachtet oder mir die Nacht in einer Karaokebar um die Ohren gehauen. Ich habe mich getroffen, mit einem liebreizenden Mädchen namens Airi....

Das glaubt mir ja keiner, was hier alles so passiert. Dieses Wochenende hat sich ein Mädchen versucht umzubringen, aus Liebeskummer! Teilweise kann man das Ganze in unserem Dorm-Gruppenchatverlauf auf Facebook nachvollziehen. Ich habe gerade eben im Flur von Mark davon gehört...

Es gibt Neuigkeiten, was Klatsch und Tratsch angeht. Das Mädel, wegen welcher ich nachts die Türe abschließe, ist wohl noch schlimmer in mich verschossen, als gedacht. Aus vertraulicher Quelle habe ich gehört, dass sie mich trotz meiner Zurückweisung „nicht fallen lassen kann“. Sie ist der Überzeugung, bei uns beiden handle es sich um Liebe auf den ersten Blick. Was ich auf den ersten Blick gesehen habe, war der Wahnsinn in ihren Augen....